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Gesang – Jessie Gordon
E-Gitarre – Jan Hirte
Piano – Matthias Falkenau
Kontrabass – Dorian Gollis
Man kann sich unter Berliner Nächten vorstellen, was man will.
Fest steht von der ersten Minute an, dass Ginger Blues‘ „Berlin Nights“ ohne Zweifel zu den musikalischen Ereignissen gehören, die man nicht vergessen wird.
Was sich hier in knapp einer dreiviertel Stunde – im wahrsten Sinn des Wortes – abspielt, ist Musik aus dem obersten Regalbrett. Jan Hirte und Jessie Gordon werden darüber hinaus auch noch von einer exzellenten Band begleitet. Da finden wir Dorian Gollis (Kontrabass) und Matthias Falkenau (Piano, Keyboards und Hammond) sowie als Gastsänger den Italiener Stefano Ronchi, der mit seinem Album I’m Ready seinerzeit voll überzeugen konnte. Da wird der eine oder andere Leser denken: Kein Schlagzeug? Stimmt! Aber man vermisst es nicht.
Auch wenn „Berlin Nights“ keine Eigenkompositionen enthält, liegt der besondere Reiz bei den in die zwölf Songs einfließenden individuellen Emotionen und persönlichen Sichtweisen auf die Originale.
Wenn Stefano Ronchi mit von der Partie ist, dann handelt es sich um wunderschöne Duette mit Jessie Gordon. Die Lieder-Kombination „Tennesse Whisky/I’d Rather Go Blind“ ist balladeske Hingabe pur. Dieser Tränendrüsen-Blues erzeugt eine dicke Gänsehaut und man wird den Eindruck nicht los, als habe man dem Gesangsduo diesem Song auf den Leib geschrieben. Matthias Falkenau serviert ein herrliches Hammond-Solo und füllt den Raum ansonsten mit einem wunderschönen Klangteppich. Toll! Mit „Fishing Blues“, einem Duett mit Jan Hirte fischt der Hörer bestimmt nicht im Trüben, sondern freut sich über diesen speziellen Fang.
Das zweite Lied mit gemeinsamem Jessie Gordon/Stefano Ronchi-Gesang ist das rootsig-countyeske „Up Above My Head“. Hier spielt die Sängerin auch Ukulele und Jan Hirte trumpft mit einem seiner hinreißenden Gitarrensoli auf. Diese Nummer ist kurz und knackig. Klasse!
Was folgt ist ein beeindruckender Slow Blues und nicht erst kurz vor dem Ende der vorliegenden Platte hat der Hörer festgestellt, dass Jessie Gordons Stimme zu allen möglichen musikalischen Stimmungen perfekt passt. Wer die australische Künstlerin noch nicht auf dem Schirm hatte, wird mit „Berlin Nights“ eine Entdeckung machen.
Die Atmosphäre passt perfekt zur Songauswahl. Auf der Digipak-Rückseite steht als allerletzter Satz: »[…] All tracks recorded live without overdubs«. Dabei sitzt das Publikum zu Hause vor den Lautsprechern der Anlage und mit dieser Scheibe werden nicht nur die Nächte in Berlin lang. Wie passend endet die Scheibe mit einem krönenden „Nightlife“ von Willie Nelson.
Wer seine Fühler im erweiterten Baumwollfeld des Blues nach sehr guter Musik ausstreckt, kommt an „Berlin Nights“ nicht vorbei.
Ginger Blues ist Gesang zum Niederknien und Musik zum Jubeln.
Joachim ‚Joe‘ Brookes, 09.05.2017